Föttingers Berufung nach Berlin zog sich fast anderthalb Jahre hin. Am 24.5.1923 bot Professor Hüllmann, der seinerzeit Senator für Schiffbau an der Technischen Hochschule Charlottenburg war, Föttinger die Stelle des verstorbenen Professors Gümbel an. Es folgten viele Gespräche und Schreiben bezgl. Vorlesungsangebot, personeller und technischer Ausstattung, Wohnung etc. Schließlich erfolgte am 30.10.1924 die Bestallung. Der Gang des Berufungsverfahrens ist hier nachzulesen.
Am 17. November 1924 hielt Föttinger seine vielbeachtete Antrittsvorlesung, die auch im Jahrbuch der Schiffbautechnischen Gesellschaft (1925) veröffentlicht wurde.
Ihr Inhalt ist folgendermaßen gegliedert:
1. Darstellung der Strömung durch
Quell- und Wirbelverteilung
2. Maschinen zur Integration von Quell- und Wirbelfunktionen
(Vektorintegrator)
3. Apparate zur Dauererzeugung und Vorführung von Potentialstromlinien
(Lebendige
Stromlinien)
4. Untersuchungen über die Ursachen der Korrosionserscheinungen bei
Propellern, Turbinen und Turbopumpen u.s.w.
5. Modellschleppverfahren zur Trennung des Wellen- und
Wirbelwiderstandes von Schiffen
6. Vergleichsversuche über den Luftwiderstand von Schiffsmodellen
7. Der Magnuseffekt und seine Anwendung zur Propulsion
Die ersten Räumlichkeiten die Föttinger für sein neues Institut angeboten wurden sollten in der ehemaligen Militärakademie, für die man nach dem Versailler Vertrag keine Verwendung mehr hatte, liegen. Die ehemalige Militärakademie lag an der Ecke Fasanen-/Hardenbergstr., da wo heute die Zentrale der Berliner Bank steht.
Dazu kam es jedoch nicht, sondern es wurde der sog. Erweiterungsbau geplant, in dem schließlich Föttinger sein Büro (Raum EB 205) bis zu seinem Tod hatte. Näheres zu Bauten der Technischen Universität Berlin und seiner Vorgängereinrichtungen kann man nachlesen in [Brachmann C., Suckale R., 1999]
Der damalige Prorektor und Architekturprofessor Erich Blunck [Blunck E., 1925] beschrieb die katastrophalen räumlichen Verhältnisse der TH und den Umständen, die zum EB-Gebäude führten.
Demzufolge waren natürlich auch die von Föttinger geleiteten Einrichtungen nicht in einem Haus untergebracht, sondern lagen "dezentral".
Das Büro Föttingers war im EB-Gebäude, Raum EB 205 gelegen, das seines Oberingenieurs Pantell im EB 204. Vorlesungen wurden im EB 202 abgehalten.
Die Versuchsanstalt für Strömungsmaschinen war auf der Schleuseninsel in der Versuchsanstalt für Wasserbau und Schifffahrt angesiedelt.
Die Versuchsanlagen des Instituts für Technische Strömungsforschung müssen im Mechanik-Gebäude (Me) untergebracht gewesen sein.
Wo die Windkanäle der Forschungs- und Prüfungsanstalt für Windkraftanlagen standen ist nicht bekannt. Möglicherweise standen sie in einer kleinen Halle zwischen dem Physikgebäude und der Hochschule für Kirchenmusik.
In den Vorlesungsverzeichnissen der TH - Berlin der Jahre 1924/25 bis 1944/45 ist das Vorlesungsangebot Föttingers und seiner Mitarbeiter dokumentiert.
!924/25 bot Föttinger folgende Vorlesungen an:
405a Einführung in die
allg. Strömungslehre (Techn. Hydro- und Aerodynamik)
405b Sondergebiete der techn. Strömungslehre
457 Dampfkessel und Wärmeaustauschapparate
458 Entwerfen von Dampfkesseln und Wärmetauschapparaten
475 Ausgewählte Kapitel des Schiffsmaschinenbaus
1926/27 hatte Föttinger mit OI Pantell und Ass. Eicke folgendes Lehrangebot:
408 Strömungslehre I (
Technische Hydro- und Aerodynamik)
409 Strömungslehre II (Auftrieb und Widerstand)
461 Wasserkraftmaschinen
461a Wasserkraftmaschinen-Regulierungen
462 Entwerfen von Wasserkraftmaschinen
462a Versuchsantalt für Wassermotoren
491 Turbo-Arbeitsmaschinen (Schleuder-Pumpen, ~Gebläse, und
~Kompressoren)
1927/28 ist Föttinger als Senatsmitglied aufgeführt
wird fortgesetzt
a.l. - 6.2.08
Brachmann C., Suckale R.: Die Technische Universität und ihre Bauten, Verlag Bauwesen, Berlin 1999, TU-Bibliothek, Signatur 4Bc 3386
Blunck, Erich: Erweiterungsbau der Technischen Hochschule Berlin, in: DBz 59, 1925, S. 185-188
Vorlesungsverzeichnisse der TH-Berlin (1924/25 - 1944/45)