Föttingers Torsionsindikator

 

 

 

 

Das Gerät, mit dem die Schiffs-Maschinenleistung im Betrieb bestimmt werden kann, nämlich den „Torsions-Indikator“ hat sich Hermann Föttinger patentieren lassen.

Patent Nr. 165347 (Torsionsindikator)
Vorrichtung zur selbsttätigen Bestimmung des Drehmomentes von Wellen aus de­ren Torsion unter Vermeidung besonderer Meßfedern
Anfang des Patentes: 8. Nov. 1904
 

 

 

 

 

 

Die Beschreibung des Torsions-Indikator ist auch wesentlicher Bestandteil seines ersten Vortrags vor der Schiffbautechnischen Gesellschaft im November 1902 und seiner Dissertation (1904)

Das Funktionsprinzip des Torsionsindikators ist aus dem nebenstehenden Bild zu ersehen. Dort ist die An­triebswelle eines Schiffspropellers dargestellt. Über der Welle sitzt eine unbelastet mitrotierende Hohlwelle (Rohr).

Auf der Antriebswelle und auf der Hohlwelle sind zwei gegenüberliegende Scheiben montiert. Bei Belastung wird die Antriebswelle tordiert, so dass sich ihre Scheibe ge­genüber der auf der Hohlwelle befindlichen Scheibe um einen dem Torsionsmoment entsprechenden Betrag verdreht.

Dieser Drehwinkel muss nun aus dem rotierenden System heraus angezeigt werden. Das geschieht über einen einfachen Hebelmechanismus, der den Drehwinkel auf die Auslenkung eines Schreibstiftes überträgt, der wiederum seine Spur auf einer nicht mitrotierenden Schreibtrommel hinterlässt.

Da die Schreibtrommel nicht mitrotiert, lässt sich das Diagrammpapier auch im laufenden Betrieb wechseln.

Der Stettiner Vulcan baute den Torsions-Indikator in Lizenz. Später konnte man ihn auch bei der Firma Lehmann in Hamburg kaufen.

 

 

 

Interessant ist, wie detailliert Föttinger die Lizenzgebühr für einen Torsionsindikator festgelegt hat. Sie errechnet sich folgendermaßen:
Es gibt eine Grundgebühr von M 100.-.
Pro Wellenumdrehung werden 5 Pfg berechnet. Dazu kommt ein Zuschlag von 40 Pfg multipliziert mit dem Quadrat des Wellendurchmessers in cm gemessen.

Links: Föttingers handschriftliche Berechnung der Lizenzgebühr für zwei Torsionsindikatoren

 

 

Zum Beispiel wurde die Lizenzgebühr für eine Welle, welche 400 Umdrehungen pro Minute macht und 30 cm Wellendurchmesser hat wie folgt berechnet:

Grundgebühr             M 100,--
400 x 0,05                M 20,--
30² = 900 x 0,40 M   M 360,--
Summe =                 M 480,--

Einer Firmenschrift des Settiner Vulcans von 1911 ist zu entnehmen, dass damals bereits 99 Torsionsindikatoren ausgeführt wurden.

Später hat die Hamburger Firma Lehmann & Michels Torsionsindikatoren in Lizenz gefertigt. In einem Firmenprospekt wird die Funktion des Torsionsinsdikators beschrieben. Diesen Prospekt gab es auch in französischer Sprache.


Literatur:

Föttinger, H.:
"Effektive Maschinenleistung und effektives Drehmoment , und deren experimentelle Bestimmung"
Vortrag vor der IV. Hauptversammlung der Schiffbautechnischen Gesellschaft in der TH Berlin (1902),
in: Jahrbuch der Schiffbautechnischen Gesellschaft 1903

Föttinger, H.:
"Effektive Maschinenleistung und effektives Drehmoment , und deren experimentelle Bestimmung".
(Mit besonderer Berücksichtigung großer Schiffsbaumaschinen), Dissertation (1904)

Föttinger, H.:
"Die neuesten Konstruktionen des Torsionsindikators und deren Versuchsergebnisse"
Vortrag vor der VI. Hauptversammlung der Schiffbautechnischen Gesellschaft (1904)
in: Jahrbuch der Schiffbautechnischen Gesellschaft 1905
 

Patent 165347 vom 8.11.1904
Vorrichtung zur selbsttätigen Bestimmung des Drehmoments von Wellen aus deren Torsion unter
Vermeidung besonderer Meßfedern

Patent 42258 vom 27.6.1927
Integrierender Torsionsmesser (Leistungszähler)