Das Schicksal der „Tirpitz“ ist nicht ganz gewöhnlich. Schon 1912 beim "Stettiner Vulcan" im Auftrag der HAPAG für den Verkehr Hamburg-San Francisco auf Kiel gelegt, wurde sie Ende Januar 1921 nach erfolgreicher Probefahrt auf der Ostsee als Reparationsleistung an England ausgeliefert und lief zunächst als „Empress of China" und später von 1921 bis 1952 als "Empress of Australia" der Canadian Pacific Ocean Service Ltd.
Eine Beschreibung der Geschichte des Schiffs von seiner Indienststellung bis zum Abwracken findet sich in "Die schönsten Luxusliner"/Beken of Cowes, Edition Maritim GmbH, Hamburg 1996, S. 124.
Das Schicksal der "Tirpitz" ist vom Standpunkt des Föttinger-Transformators insofern als tragisch anzusehen, als nach dem erfolgreichen Einsatz des Föttinger-Transformators auf dem Werftdampfer "MS Föttinger-Transformator, dem 1911 in England erbauten Sauggasmotorschiff "Holzapfel" und der "Königin-Luise" sich der Föttinger-Transformator in einem weitaus größeren Schiff bewähren sollte. Der Ausbruch des 1. Weltkrieges hat dies aber zunächst verhindert. Der Bau von Kriegsschiffen hatte Vorrang, so wurde die "Tirpitz" erst 1921 fertiggestellt.
Bei der "Tirpitz" handelte es sich um einen Doppelschrauben-Fracht- und Passagierdampfer mit 2 Dampfturbinen mit je einem Föttinger Transformator von 14.500 WPSges. Sie fuhr 17 kts, hatte eine Länge von 187,42 m, eine Breite von 22,86 m und konnte 1922 folgende Passagierzahlen aufnehmen: 370 in der 1. Klasse, 190 in der 2. Klasse, 415 in der 3. Klasse und 1000 in der 4. Klasse (Zwischendeck). Der gesamte Antrieb wurde aber 1927 gegen eine modernere Anlage ausgewechselt.
Interessant ist, dass die Reederei den
Einbau des Föttinger-Transformators von umfangreichen Versuchen und Prüfläufen
abhängig gemacht hatte. Ein Abnahmeversuch vom 24.11.1912, den kein geringerer
als Prof. Moritz Schröter (einem der Doktorväter Föttingers) überwacht hat, ist
dokumentiert.(PDF 215KB)
Darin äußert sich Schröter in den höchsten Tönen lobend über Transformator,
Prüfstand und die erzielten Ergebnisse. Besonders der Prüfstand, der bis auf die
AEG-Curtis-Dampfturbine aus von Föttinger entwickelten Komponenten bestand, wurde
ausdrücklich gewürdigt.
Prüfstand für einen
Föttinger-Transformator der Tirpitz
Dipl.-Ing. Hans Kluge, damals Oberingenieur beim VULCAN in Hamburg beschreibt "Die Maschinenanlage des Doppelschrauben-Fracht- und Passagierdampfers "Tirpitz" ausführlich in der Zeitschrift WERFT UND REEDEREI, 2. Jg. 1921, Heft 19 und 21
Backbord Transformator im eingebauten Zustand
Maschinenraum der Tirpitz
Grundriss der Tirpitz
M.
Schröter
Gutachten über einen Versuch mit einem 10.000pferdigen hydraulischen
Transformator. Dez. 1912
(PDF 215KB)
N.N.
Versuch mit einem 7.800 pferdigen Föttinger-Transformator, Z.-VDI
Bd.56, Nr.51, 21.12.1912, S. 278-280 (PDF
1,8MB)
N.N.
Shop Trials of 10,000 S.H.P. Starboard Föttinger Transformer for
Hamburg America Liner Twin-Screw Steamship "Tirpitz",
Reprint from Engineering, Aug. 15, 1913,
p. 213 ff, British Föttinger Marine Transformers Ltd.
W.
Spannhake
Die neueste Ausführung des Föttinger-Transformators, Z.-VDI Bd.
1913, S. 721-740
H. Kluge
Die Maschinenanlage des Doppelschrauben-Fracht- und Passagierdampfers
"Tirpitz",in: Werft und Hafen, 2. Jg. 1921, Heft 19 und 21